Kryo-Kapseln

Sobald die Menschen halbwegs verlässliche Kältemaschinen konstruiert hatten, wunderten sich die ersten Mediziner und Wissenschaftler, ob es wohl möglich wäre, Menschen in einen Kälteschlaf zu versetzen.

Die vordergründige Idee war es, schwer kranke Menschen so lange in Stasis zu versetzen, bis die Wissenschaft die passenden Heilmittel entwickelt hatte. Es blieb lange Zeit ein Forschungsbereich der sehr skeptisch betrachtet wurde. Ethische Fragen blieben ungeklärt und selbst wenn es freiwillige Probanden gab, bewegten sich die Wissenschaftler moralisch und juristisch in sehr grauen Gefilden.

Aufwind bekam die Forschung nach dem Ende der Resourcenkriege, in dem Zeitraum vor der Entwicklung des Sprungantriebs. Die Idee: Kolonisten könnten im kryogenen Tiefschlaf über Lichtjahre und Jahrhunderte zu anderen Sternensystemen reisen - echte Generationenschiffe waren ein logistischer Albtraum, was die Verpflegung aber auch die Unterbringung der Kolonisten betraf. Es war das Team um Dr. Viktor Kuralov, welches schließlich den entscheidenden Durchbruch erzielte und die Kuralov-Mixtur formulierte.

Erste Tierversuche und auch spätere Experimente mit Menschen waren relativ erfolgreich. Was bedeutet, dass die Kuralov-Methode letztendlich eine Revitalisierungsquote von etwa 90% erreichte - bei gesunden Patienten. Und etwa 10% der Reanimierten leiden hinterher an physischen und psychischen Folgeschäden.

Die Zeit der Kryo-Schiffe liegt längst hinter uns, doch Kryo-Kapseln gibt es immer noch. In der Medizin gelten sie als Letztes Mittel um schwer verletzte oder erkrankte Personen vorübergehend in Stasis zu legen. Bei modernen Kapseln liegt die Reanimationsquote bei fast 97% für gesunde Lebewesen - natürlich deutlich geringer für verletzte oder erkrankte Individuen. Auf vielen abgelegenen Kolonien und an Bord von Raumschiffen und Orbitalstationen heißt es aber gerne: Besser mit einer 50-50 Chance auf Eis gelegt, als sicher tot.

Egal wie lebendig oder fit jemand auch sein mag, in dem Moment in dem man eine Person in eine Cryo-Kapsel legt, das System einen guten halben Liter Kuralov-Mixtur in den Organismus jagt, und der Körper in kürzester Zeit auf unter minus zwanzig Grad abgekühlt wird, ist derjenige erst einmal tot. Ein guter AutoDoc und ein kompetenter Arzt sind die Mindestanforderung für eine erfolgreiche Revitalisierung - und dann muss sich jemand um die Verletzung oder Erkrankung kümmern, die überhaupt dazu geführt hat, dass die Person in der Stasiskapsel gelandet ist.

Einige skrupellose kriminelle Organisationen schrecken nicht davor zurück, Kryo-Kapseln beim Schmuggel von lebendiger Fracht einzusetzen und kalkulieren den erwarteten Verlust von einem Teil der Fracht auf dem Transportweg kaltblütig mit ein.




Letzte Änderung am 7.4.2021 um 15:14:20 Uhr von Eric