Splicing und Gentherapien

Natürlich haben sich die Menschen bereits mit Gentechnik und Genmanipulation befasst, lange bevor sie den Erstkontakt mit den Hazaru hatten. Doch das Wissen und die Technologien der echsenartigen Bewohner des Hyperion eröffnete ihnen zuvor ungeahnte Möglichkeiten.

Im Bereich der Gentherapien und des Splicing sind ethisch-moralische und juristische Fragestellungen auch zu Beginn des vierten Jahrtausends fast gleichbedeutend mit den biochemischen und technologischen Herausforderungen.

Die Gesetzeslage ist alles andere als eindeutig. Weder die Novaropäische Allianz noch das Konklave der Hazaru verfügen auf oberster Ebene über bindende Gesetze zu Gentherapien; und neben diesen existieren noch viele weitere Jurisdikationen mit eigenen Verordnungen und Gesetzen. Während einige Kulturen im Hyperion sämtliche Genmanipulationen an höheren Lebensformen grundsätzlich ablehnen und juristisch untersagen, gibt es auf der anderen Seite Gesellschaften, in denen die Auswahl der genetischen Eigenschaften der eigenen Nachkommen vollkommen normal ist - Aspekte wie Geschlecht, Körperbau und Aussehen können dort aus einem Katalog frei gewählt werden.

Der größte Teil der Kulturen wählt einen Mittelweg. In weiten Teilen des Hyperion und in den menschlichen Kernwelten sind beispielsweise pränatale Gentherapien zur Korrektur von Erbkrankenheiten zulässig und durchaus üblich. Besonders Bewohner von Raumschiffen und orbitalen Einrichtungen müssen aufgrund der erhöhten Strahlendosen mit schweren Erbgutschäden rechnen, welche ohne diese Maßnahme eine Vielzahl von Schwangerschaftsabbrüchen oder Fehlbildungen nach sich ziehen würde.

Das Splicing, also die chimärische Rekombination von Eigenschaften verschiedener Spezies, ist auch im Bereich der Agrartechnik durchaus verbreitet und findet vermehrt Anwendung bei Terraformingprojekten.

Grundsätzlich erlaubt das Splicing fast unbegrenzte Möglichkeiten in der Rekombination von Eigenschaften - auch bei höheren Spezies. Menschen mit Hazaruschuppen oder Katzenohren, Hazaru mit menschlichen Augen, Douwg mit einem beweglichen Greifschwanz, all das ist grundsätzlich im Rahmen der verfügbaren Technologien. Im Großen und Ganzen lässt sich allerdings feststellen, dass derartig offensichtliche Chimären extrem selten sind.

Man kann sich sicher sein, dass die verschiedensten Fraktionen militärische Forschungslabore betreiben und mehr oder weniger erfolgreich Projekte verfolgen Supersoldaten zu erschaffen. Man sollte hier nicht vergessen, dass der Stamm der Hecca bei den Hazaru letztendlich aus genau so einem Projekt hervorgegangen ist.

Verbesserte Sinne, ein Metabolismus der resistent gegen verschiedene Gifte ist, verstärkte Knochen und Muskeln. Es gibt sie da draußen, den Ex-Soldaten mit der Infrarotsicht, den Söldner mit der Muskulatur eines Gorillas, den Fassadenkletterer mit den Gekkohänden. Doch natürlich sind Gentherapien nicht billig, und auch nicht ganz ungefährlich.

Obgleich eine genetische Disposition vermutet wird, gibt es bislang keine bekannte Gentherapie zur Erweckung eines psionischen Potentials.

Gentechnische Großprojekte, die darauf ausgelegt sind, einen neuen Subtypus einer Spezies zu erschaffen, der an spezielle Umweltbedingungen angepasst ist, bezeichnet man allgemein als Anthroforming.




Letzte Änderung am 8.4.2021 um 21:11:13 Uhr von Eric