Der Tartaros


"Was... Was ist dass. Was ist... [GERÄUSCHÜBERLAGERUNG; ÜBERTRAGUNG UNVOLLSTÄNDIG] ... Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte führ uns Sünder jetzt und..." [GERÄUSCHÜBERLAGERUNG] [INITIERE NOTFALLPROTOKOLL:] "HABSBURG MÖBIUS FORSCHUNGSKREUZER CORONA AUSTRALIS; KOORDINATEN -317,44 : 2,1 : 0 ERBITTEN DRINGENDE UNTERSTÜTZUNG. FEHLFUNKTION IM SPRUNGSYSTEM. ... HABSBURG MÖBIUS FORSCHUNGSKREUZER CORONA AUSTRALIS KORDINATEN...
letzter Funkspruch der Corona Australis

Der Tartaros oder auch Tartaros-Nebel ist der Hauptgrund, weshalb die Menschheit den Weg in den über dreitausend Lichtjahre entfernten Hyperion-Spirarlarm gesucht haben, anstelle sich in 'ihrem' Gaea-Spiralarm weiter auszudehnen.

Denn schon wenige Sprünge in Richtung des galaktischen Zentrums beginnen eine Reihe merkwürdiger Phänomene aufzutreten. Schiffe nehmen aus unerklärlichen Gründen Schaden, werden zerstört oder verschwinden auf nimmerwiedersehen. Menschen altern, werden wahnsinnig oder sterben einfach.

Daher war es der Menschheit nie möglich, Fuß in den tieferen Regionen des Gaea-Spiralarms zu fassen.

1. Geschichte

Schon bald nachdem sich die Menschheit in den Weltraum aufgemacht hatte und mit Sprungantrieben zu experimentieren begann starteten zahlreiche ambitionierte Erkundungsmissionen. Ziel war natürlich neuer Lebensraum für die immer weiter wachsende Menschheit. Daneben musste auch der Hunger nach Rohstoffen befriedigt werden.
Während die Reise in Richtung des galaktischen Randes zügig voranschritt häuften sich in der anderen Richtung die Probleme.

Schiffe verschwanden spurlos oder wurden im Raum treibend ohne ein Lebenszeichen entdeckt. Ganze Besatzungen litten nach ihrer Rückkehr an unerklärlichen Wahnvorstellungen, Krankheiten oder Entstellungen.
Kolonieprojekte in diesem Gebiet scheiterten, wurden aufgegeben oder durch Katastrophen zerstört.
Schon bald hatten die Systeme und Welten in Zentrumsrichtung den Ruf verflucht zu sein. Kaum mehr eine Besatzung ließ sich dazu bringen, in diese Richtung zu fliegen.

Ein letzter, groß angelegter Versuch den Tartaros zu durchqueren oder dem Grund für die merkwürdigen Vorkommnisse aufzudecken wurde im Jahr [JAHRESZAHL] ausgerichtet. Der als Fliegendes Labor ausgelegte schwere Kreuzer Corona Australis wurde als Kern einer Flotte von sechzehn Kampf und Forschungsschiffen in Richtung des Zentrums gesandt.
Der ständige Datenstrom der Sensorik zeigte so gewaltige Schwankungen und Energieausbrüche, dass man zunächst an defekte Technik glaubte. Jedoch konnte selbst nach aufwändiger Wartung kein Fehler aufgespürt werden.
Die Vorfälle an Bord der Flotte häuften sich, je weiter sie vordrangen.
Bald waren es nicht nur technische Zwischenfälle. Auch die Besatzungen waren betroffen.
Viele der zurückgesandten Berichte werden noch heute unter Verschluss gehalten. Aber selbst die Informationen die an die Öffentlichkeit gedrungen sind, sind mehr als entsetzlich.
Anfangs Kabinenkoller und Panikatacken, kam es bald zu Gewaltausbrüchen. Etwa im Bereich des Sternsystems [NAME] kam es zuerst zu einer Meuterei durch Mannschaften, die die Mission auf eigene Faust abbrechen wollten. Kurz darauf zerrieb sich die Flotte in einem Gefecht.
Uneindeutig ist, ob sich der Kampf innerhalb der Flotte abspielte oder eine fremde Macht beteiligt war.
Zuletzt existierte nur noch das Flaggschiff, dessen Kapitän die Mission laut eigener Aussage unbeirrt fortsetzen würde.
Vier Tage später riss der Datenstrom ab. Für wenige Stunden konnte man noch ein automatisches Peilsignal verfolgen, welches letztlich auch verstummte.

Der Corona Australis-Vorfall markierte den Wendepunkt in der novaropäischen Politik bezüglich des Tartaros. Wollte man anfangs noch einen Weg durch die Annomalie finden, so ging es jetzt nur noch darum, Grenzbereiche festzustecken und das ganze Gebiet zu einer Sperrzone zu erklären.

Heute wagen sich nur noch wenige mutige oder verrückte Abenteurer in den gesperrten Bereich.
und wenngleich einige behaupten mit Reichtümern oder Artefakten zurückgekehrt zu sein, so hat man von den Wenigsten je wieder gehört.

2. Ausdehnung

Der Tartaros umgibt die menschlichen Kernwelten in einigen Sprüngen Abstand. Das Gebiet schneidet etwa Kreisbogenförmig die äußerste Spitze des Spiralarms ab. Dabei dehnt sich der Tartaros auch komplett durch die galaktische Scheibe von oben bis unten.
Forschungen haben ergeben, dass sich auch im Void zwischen Gaea und Hyperion eine Zone ausdehnt in der technisches Versagen und psychologische Effekte auftreten. Ob es mit dem Tartaros zusammenhängt ist bis dato nicht geklärt.

Im Hyperion ist ein derart massives Phänomen unbekannt. Allerdings finden sich hier kleinere Zonen extremer Annomalien.
Derzeit wird eine Mission vorbereitet, den Tartaros vom tieferen Hyperion aus zu hinterfliegen.
Denn bisher ist nicht bekannt, wie weit sich dieses Phänomen zum galaktischen Zentrum hinzieht.

3. Bekannte Effekte und Raumfahrerlatein

Wie schon erwähnt, ist es sehr schwer, eine genaue Grenze zu ziehen, wo der Tartaros beginnt. Ebenso schwierig ist es, abzugrenzen, welche Ereignisse auf den Tartaros-Effekt zurückzuführen sind, und was einfache Unglücke sind.

Einige der hier erwähnten Effekte wurden mehr oder weniger genau während der Corona-Australis-Mission erforscht, andere basieren auf Gerüchten und Erzählungen verschiedener Raumfahrer.

Den Randbrereich der Annomalie bemerkt man, wenn sich unglückliche und unwahrscheinliche Vorfälle häufen.
So kann etwa ein Teil der Astrogationscomputer nebst drei oder vier Redundanzen ausfallen, während die Waffenkontrolle genau daneben völlig unbehelligt bleibt.
Oder banaler - eine geworfene Münze zeigt hundert Mal hintereinander die selbe Seite.
Die so genannte "Entropieverzerrung" tritt jedoch örtlich und zeitlich sehr begrenzt auf - so dass man wenige Meter neben einer solchen Zone vorbeifliegen kann, ohne auch nur die geringsten Auswirkungen mitzubekommen.

Temporalverzerrungen treten im Randbereich seltener auf, sind jedoch um einiges gefährlicher. Dabei handelt es sich um vierdimensionale Blasen, in denen die Zeit in einer anderen Geschwindigkeit oder sogar rückwärts fließt. Bisher wurden Blasen von der Größe eines Tennisballs bishin zu mehreren Metern Durchmesser beobachtet.
Die Auswirkungen auf technische Systeme gehen von Softwarefehlern, über Beschädigung der Hardware bishin zum Totalausfall.
Auch wurden Materialermüdungserscheinungen festgehalten, bei denen Teile der Außenhülle im Lauf von Sekunden um Jahrhunderte gealtert sind, marode wurden und schließlich brachen.

Für Menschen ist der Kontakt mit solch einer Blase in der Regel gefährlich bis tödlich. Man bedenke nur, wenn sich das Gehirn plötzlich in einer Zone temporalen Stillstandes befindet...

Viele der oft beobachteten psychologischen Auswirkungen auf Besatzungen lässt sich vermutlich mit all zu menschlicher Angst erklären. Panik. Meuterei. Gewaltausbrüche.
So gibt es keine gesicherten Erkentnisse, dass es dort draußen Effekte gibt, die die Psyche direkt angreifen. Jedoch lassen einige Vorkommnisse - etwa, dass der Bordingenieur plötzlich von allen Besatzungsmitgliedern als Gottheit verehrt wird, dem man Blutopfer bringen muss - auf Einflüsse von außen schließen.

Neben den mehr oder weniger gesicherten Erkentnissen über die Gefahren im Tartaros ist die Zahl der Geschichten gewaltig.
Ein jeder Raumfahrer kennt mindestens zehn Fabeln über den Tartaros und ähnliche Annomalien. Von Geisterschiffen, Geisterplaneten, körperlosen Wesenheiten und Angriffen unbekannter Mächte ist die Rede. Von Welten die als reine Paradiese inmitten des Chaos existieren und Technologien, die selbst die Artefakte im Hyperion weit in den Schatten stellen.
Manche berichten, dass ihnen ihre toten Vorfahren erschienen sind - körperlich präsent - andere wiederum behaupten steif und fest, plötzlich auf fremden Welten gelandet zu sein. Oder ein gewaltiges Ungetüm aus schattenhaften Tentakeln mit einem riesigen Maul im Zentrum der Galaxis gesehen zu haben.

Was von diesen Geschichten stimmt, wahrscheinlich ist oder pure Erfindung, lässt sich wahrscheinlich nie überprüfen.

4. Wissenschaftliche Erklärungsversuche

Die Fakten über den Tartaros sind selbst Jahrhunderte nach seiner Entdeckung noch immer recht dürftig. Daher sind die entwickelten Thesen entsprechend vage.

Die momentan gültige Theorie geht auf Professor Günther von Kalbenfels zurück, der als Vater der Sternentore in die Geschichte einging.
Denn schon bei den ersten Sprungversuchen und Tortransiten wurden ebenfalls merkwürdige Strahlungsausbrüche, und messbare Veränderungen im Gefüge der Realität festgestellt.
Insbesondere Fehlfunktionen an Sprungantrieben und Toren erzeugten wahre Ausbrüche exotischer Strahlung.
Der vermutete Grund dafür ist die Tatsache, dass der Extraspatialraum kein Teil des Universums ist und daher auch nicht an die physischen Gesetze unseres Universums gebunden sein kann. Effekte, die ursächlich im Extraspatialraum sind erzeugen jedoch chaotische (aber unseren physikalischen Gesetzen entsprechende) Auswirkungen.
Von diesen Beobachtungen abgeleitet postulierte von Kalbenfels die Theorie, dass eine schwere Verzerrung im Extraspatialraum - aus unbekannter Ursache entstehende und kollabierende Supersting-Routen - den uns als Tartaros-Phänomen bekannten Effekt erzeugen konnte.
Jedoch wollte der Professor keine Vermutung anstellen, welches Ereignis zu diesem unkontrollierten Verhalten geführt haben konnte.

Es gilt als ausgeschlossen, dass das Phänomen ursächlich im galaktischen Zentrum liegt. Da man im Hyperion-Spiralarm ohne Probleme tiefer eintauchen kann und sich dem Zentrum ohne weitere Schwierigkeiten nähern kann.



Letzte Änderung am 14.9.2014 um 17:47:04 Uhr von robert